Kollegiale Beratung online

Dies ist die fünfte Episode von Staffel 3 in der Serie Didaktische Kleinigkeiten, diesmal geht es um eine mächtige, effiziente Methode des gemeinsamen Unterstützens und Lernens . Wenn Sie die nächsten Beiträge der #netzwerkerinnen nicht verpassen möchten, abonnieren Sie unseren Blog!

Worum geht es?

Bei der Methode der Kollegialen Beratung nach Tietze geht es darum bei einem Problem oder einer Herausforderung auf die Unterstützung von Kolleg:innen zurückzugreifen. Genial an dieser Methode sind ihre Präzision und der klare Ablauf. Nach 45-50 Minuten ist die Kollegiale Beratung abgeschlossen. Kollegiale Beratung kommt zum Beispiel bei Gesundheitsberufen, bei Führungskräftetrainings oder in Lehrveranstaltungen zum Tragen.

Bei den #netzwerkerinnen machen wir (fast) alles online. Es galt also die Kollegiale Beratung in ein Online-Format zu bringen, und zwar auf eine Art die unsere Ansprüche an eine ausreichend gute Online-Kommunikation erfüllt.

Dieser Artikel stellt dar, wie die Kollegiale Beratung online ausgeführt werden kann. Die Methode selbst umfassend zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen. Gerade wird an einem OER-Dokument zur Kollegialen Beratung online gearbeitet, wobei dann noch genauer auf die Methode selbst eingegangen wird.

Die Methode wurde online auch bereits angewendet. Einige Bilder geben Einblick in das Setting, eine gewisse Anonymisierung wurde versucht.

Wie lösen wir das Dilemma?

Bei den #netzwerkerinnen haben wir uns aufbauend auf dem Wissen des WISIA-Frauennetzwerks mit der Methode der Kollegialen Beratung auseinandergesetzt.

Weiterentwicklung der Methode in den färbigen Kommentaren @WISIA

Ausgehend von den zahlreichen Kommentaren der WISIA-Frauen haben #dienetzwerkerinnen die Methode in den virtuellen Raum gebracht. Die Konzeptentwicklung dauerte zwei Monate lang, ein Miroboard kam zum Einsatz.

Blick ins Miroboard

Der Online-Prozess

Casting – findet online vorab statt

Folgende Rollen braucht es für die Kollegiale Beratung:

  • Fallbringerin (eine Person)
  • Moderatorin (1)
  • Beraterinnen (mindestens 3)
  • Protokollantin (jemand die schnell tippen kann) (1)
  • Beobachterinnen (optional, gerne 1 oder 2)

Das heißt, es braucht zumindest sechs Personen, die an dem synchronen Termin der Kollegialen Beratung teilnehmen können.

Im Online-Setting: Im vorhinein besprechen sich die Fallbringerin und die Moderatorin online und stimmen drei mögliche Termine ab. Anhand dieser Termine werden Frauen für die anderen Rollen gesucht und ein Termin wird festgelegt.

Die eigentliche Online-Beratung findet innerhalb einer Videokonferenz statt.

Einstieg in die Kollegiale Beratung

Spontanerzählung 5-10 min.

Alle haben die Kamera eingeschaltet, nur die Fallbringerin und die Moderatorin haben auch ihr Audio aktiviert. Möglicherweise schalten die Protokollantin und die Beobachterinnen ihr Videobild gleich aus, spätestens aber am Ende der Spontanerzählung. Ziel der Spontanerzählung ist, dass die Moderatorin und die Beobachterinnen das Problem, den Fall grob verstanden haben.

Schlüsselfrage – 5 min

Die Schlüsselfrage ist sehr wesentlich. Die Moderatorin begleitet die Fallbringerin bei der Formulierung der Schlüsselfrage und fragt nach: Ist das wirklich das Problem? Oder gibt es noch ein anderes Thema? Unterthema?

Eine Frau notiert die Schlüsselfrage im Chat, die Fallbringerin kontrolliert, ob dies ihre Schlüsselfrage ist.

Methodenwahl – 5 min

Die Fallbringerin sucht sich zwei Methoden aus dem Methodenpool der Kollegialen Beratung aus.

Mini-Einblicke

Beratung – pro Methode 5 min

Die Fallbringerin schaltet ihr Video und Audio aus, die Moderatorin schaltet ihr Video aus. Die Moderatorin fasst vor der Beratung jede Methode noch einmal kurz zusammen. Online braucht es keine Sanduhr, es reicht die Computeruhr.

Die Beraterinnen fangen ihre Sätze immer mit den jeweiligen Phrasen an, die zur ausgewählten Methode gehören. Die Moderatorin hält sich während der Beratung zurück. Nur wenn von der Methode oder von der Schlüsselfrage sehr stark abgewichen wird, gibt sie einen kleinen Hinweis. Nähert sich der Ablauf der Zeit eröffnet die Moderatorin die Abschlussrunde. Jede Beraterin darf noch etwas sagen, wenn sie möchte.

Abschluss

Die Fallbringerin schaltet Kamera und Mikrofon ein und nimmt Stellung zu den Anregungen der Gruppe. Die Moderatorin gibt dafür Raum. Die Fallbringerin bedankt sich bei den Beraterinnen. Die Protokollführerin schaltet Kamera und Mikrofon ein und informiert die Fallbringerin, dass sie ihr das Protokoll zusenden wird.

Damit ist der Beratungsprozess abgeschlossen. Es braucht eine kurze Online-Pause, um sich aus den Rollen zu „schütteln“. Hier können kreative Methoden angewendet werden, wie etwa die Durchführung einer Körperübung.

Prozessverbesserung

Alle schalten Audio und Video ein. Die Beobachterinnen berichten NUR vom Prozess. Die anderen reflektieren den Ablauf aus ihrer Perspektive.

Über den Fall selbst wird nicht mehr gesprochen.

Meine Checkliste

  • Ich recherchiere ein bisschen zur Kollegialen Beratung oder ich warte auf die Erstellung des OER-Dokuments.
  • Ich überlege einen Kontext, in dem ich die Kollegiale Beratung ausprobieren möchte -das kann auch in einer privaten Gruppe sein.
  • Ich gebe den Rollen Moderatorin und Fallbringerin viel Aufmerksamkeit, eventuell nehme ich selbst eine der Rollen ein.
  • Ich informiere die Personen der anderen Rollen genau über die Methode und betone, dass die Vorgaben strikt eingehalten werden sollen.
  • Wir probieren es aus und reflektieren den Prozess danach.

Literatur

Infos zur Netzwerkerweiterung

… für die, die vielleicht neugierig geworden sind und uns näher kennenlernen möchten.

  • Wer wir #netzwerkerinnen sind,
  • was wir erforschen,
  • was wir anbieten. Der erste Kontakt mit uns kann im Rundgang mit Natasa Sfiri zu Stande kommen.

An der Teilnahme interessierte Frauen können sich in diesem Formular für das Netzwerk anmelden.