Online-Unterricht vor 40 Studierenden

In der Serie Didaktische Kleinigkeiten, Staffel 1, Episode 1 geht es heute um die Herausforderung mittels Videokonferenz zu unterrichten. Am Freitag folgt Episode 2 – wenn Sie keine Episode versäumen möchten, abonnieren Sie unseren Blog!

Die Idee zu dieser Serie entstand ja ziemlich spontan – und für die Umsetzung gibt es ein eher knappes Zeitbudget, da im Moment plötzlich alle E-Learning machen möchten und sich über Unterstützung freuen. Doch die Serie hat Weiterentwicklungspotential und ich plane unterschiedliche Medien auszuprobieren. Heute beginne ich einmal ganz einfach mit Text und zeige damit „Mut zur Lücke“! Im Sinn des Projekts #dienetzwerkerinnen werde ich den Text jedoch um ein paar Comics ergänzen.

Worum geht es?

Der Professor (ja, es war wirklich ein Mann) fragte mich (und ein paar Stunden später kam eine ähnliche Anfrage für 60 Studierende):

Wie unterrichte ich meine 40 Studierenden online in einer Videokonferenz? Ich habe 3 Lehreinheiten.

Klassischer Face-to-face Vortrag vor 40 Studierenden

Die Lehrenden sorgen sich um „ihre“ Studierenden und machen sich Gedanken. Allen ist klar, dass ein reiner Online-Vortrag kein adäquates Lernmedium ist. In face-to-face Szenarien können die Studierenden – und ihre Bedürfnisse – wahrgenommen werden, doch online? Die Vorstellung während des Vortrags den Studierendenchat im Auge behalten zu müssen, ist beängstigend – und bei 40 Studierenden einfach nicht zu schaffen.

Reiner Vortrag in einer Videokonferenz mit 40 Studierenden

Wie lösen wir das Dilemma?

Die Lösung des Dilemmas ist eigentlich leicht: geben wir den Studierenden eine Teilverantwortung ! Der Chat ist während der Videokonferenz aktiv, doch der oder die Lehrende aktiviert ihn nicht. Unbeobachtet chatten die Studierenden und stellen ihre Fragen. Studentische Moderator*innen fassen die Fragen während des 15-20 minütigen Inputs zusammen, aktivieren während des Fragenblocks ihr Audio und stellen die Fragen an den Lehrenden oder die Lehrende.

Gelingender Unterricht in der Videokonferenz

Meine Checkliste

  • Ich habe mich auf das Videokonferenz-Tool einschulen lassen.
  • Mein Vortrag ist in Portionen von 15 bis 20-minütigen Inputs und Zeit für daran anschließende Fragerunde aufgeteilt.
  • Ich bin mir bewusst, dass ich online nur die Hälfte des Inputs „unterbringe“, die Studierenden dafür aber mehr Zeit haben, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen.
  • Ich habe zwei studentische Moderator*innen gewonnen. Hier empfiehlt es sich zwei Personen auszuwählen: eine ist für die erste Session verantwortlich, die zweite ergänzt. Bei der zweiten Session werden die Rollen getauscht.
  • Ich habe einen Zeitplan erstellt, der etwa so aussehen könnte: 5 Minuten Ankommen&Willkommen – 15 bis 20 Minuten Vortrag – 10 Minuten Fragen – 5 bis 10 Minuten Pause – und wieder von vorne.
  • Ich habe den Zeitplan den Studierenden kommuniziert.
  • Meine Studierenden wissen, dass sie beim Einstieg in die Videokonferenz Audio und Video ausschalten und den Chat einschalten.

Offen ist für mich, ob die Sessions aufgenommen werden sollen. Das ist zu empfehlen, da möglicherweise nicht alle Studierenden da sind bzw. manche hinausfallen könnten. Andererseits werden bei üblichen Videokonferenzsystemen nicht nur der Vortrag und die Folien sondern auch der Chat aufgenommen, was für einen unbeschwerten Austausch unter den Studierenden nicht optimal ist. Dieser Aspekt sollte vorab mit der Studierendengruppe geklärt werden.

Viel Erfolg bei der Implementierung und Adaption, Jutta Pauschenwein alias jupidu