In der Serie Frauen vor den Vorhang stellen wir Frauen vor, die eher vor Kurzem zum Online-Frauennetzwerk gestoßen sind und bei den #netzwerkerinnen einen aktiven Part spielen. Dies ist Episode 12 und wenn Sie die nächsten Beiträge nicht verpassen möchten, abonnieren Sie unseren Blog!
Grundlage dieses Beitrags war die #voneinandererfahren-Session vom 25. Juli. Renate stand im Zentrum – zuerst erzählte sie uns aus ihrem Leben, dann befragten wir sie, tauschten uns aus, bekamen Ideen zur weiteren Interaktion.
Renates Hashtags
#erwachsenenbildung #literacy #digitalskills
Das Tun und die Leidenschaft
Renate liebt es mit Ideen zu galoppieren, das Schaukelpferd hilft da vielleicht. Als jüngstes Kind im Familienverband hat sie viel gelernt als Spielzeug ihrer größeren Cousins und Cousinen. Immer eiferte sie den Großen nach, manche Bewegungsabläufe lernte sie, bis sie sie als Erwachsene nun auch gut kann: Kraulen und Schifahren.
In der Kindergruppe wurde Innovation gelebt. Renate meint dazu in unserem Gespräch: „Sensationell, was man lernen kann im Leben, etwa Schifahren mit wesentlich kürzeren Schis, mit denen auch Purzelbäume möglich sind.“ Die Herangehensweise, die sie damals lernte und die sie noch heute nützt, ist folgende: „Es braucht ein spielerisches Setting, um etwas grundlegend Neues zu entwickeln. Wir basteln, wir verändern, wir probieren es aus.“ Heute sieht sie diese Technik als Prozess eines agilen Managements oder Erstellen eines Prototyps.
Diese Risikofreudigkeit bringt sie auch ihr Arbeitsfach ein, die Lehrinnovation in der Kompetenzentwicklung Erwachsener mit dem Ziel der Entfaltung von Potential. Ihre Werkzeuge der letzten 20 Jahre waren digital, ihre Rolle die einer Anwenderin. Sie beschäftigt sich mit dem Werkzeug-Character der digitalen Tools, fragt sich, ob sie das Ding steuert oder gesteuert wird … Dieser Ansatz der Medienpädagogik ist gerade heute, mit dem Voranschreiten künstlicher Intelligenz, besonders spannend. Inspirierend war für sie auch der Workshop Reflection in action, der Philosoph und Architekt Donald Schön kombiniert in seiner Ansatz Reflexion und Praxis auf eine verblüffende Art.
Als zertifizierte Lernprozessmoderatorin ist sie aktuell im BhW NÖ in St. Pölten in der Basisbildung tätig. Im Rahmen eines erweitertes Literacy Konzepts entwickelt sie Kurse zum „Lesen“ und „Schreiben“ im erweiterten Sinne des Verstehens und der Kommunikation von Bedeutungen mittels unterschiedlicher Medien. Konkret wird die Förderung folgender Kompetenzen verfolgt: Lernkompetenzen, Kompetenzen in der deutschen Sprache, grundlegende Kompetenzen in einer weiteren Sprache (Sprechen, Lesen, Schreiben), mathematische Kompetenzen, digitale Kompetenzen. Jedes Kursangebot muss die Lernkompetenzen und mindestens zwei weitere Kompetenzbereiche abdecken Initiative Erwachsenenbildung. Insgesamt wird eine große Bandbreite an Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kenntnissen im Umgang mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) behandelt.
Unter schwierigen organisatorischen Rahmenbedingungen begleitet sie junge Erwachsene und ältere Menschen beim Einstieg in die deutsche Sprache inklusive der Schrift, gefördert über den Europäischen Sozialfond. Es handelt sich also um einen Alphabetisierungskurs ohne gemeinsame Sprache. Die Teilnehmer:innen können kein Deutsch, sie können unser Alphabet nicht schreiben und nicht lesen. Manche von ihnen haben einen Hochschulabschluss, andere gingen noch nie zur Schule. Die Lernenden beginnen ihren Lernprozess in der Basisbildung und führen ihn berufsbegleitend weiter.
Was ich gut kann
Bereits bei der Fachtagung Basisbildung 2012 zum Thema „Wie bringe ich Digitales in die Erwachsenenbildung?“ wurde sie mit Angst vor der Technik und dem Wunsch, alles richtig zu machen, konfrontiert. Ihr Ansatz des Probierens und Experimentierens brachte einen frischen Wind in die Tagung – und in ihre tägliche Arbeit. „Bei meiner Art zu lernen“ meint sie „gibt es viele unkonventionelle Arbeitsweisen und bemerkenswerten Output“. Um zu lernen braucht es Neugierde – und Mut!
Was sie gut kann ist Menschen auf kreative Art Deutsch in Schrift und Sprache näher zu bringen, ohne dabei auf eine gemeinsame Sprache oder Kultur zurückzugreifen. Es klingt fast unmöglich. Ihre Tricks fußen oft auf Struktur und Mathematik. Also etwa Silben zerlegen, wieder zusammenzusetzen – oder zählen und schreiben. Jedoch auch imitieren, kombinieren, wiederholen, neu zusammenstellen . Alle, die da sind, lernen, – es ist ein Austausch, um die Lernziele zu technische Literalität, Sprachverstehen und Sprachproduktion erreichen. Angewendet werden Reihumfragen, Wechselspiele: eine Gruppe fragt die andere, die die Lösung hat; oder Arithmetische Spiele (Winkel), bei denen ein Gruppenmitglied ergänzt, dann ergänzt die nächste Person … bis ein Ganzes entsteht.
Renate trägt ihre Erfahrungen gern in eine fachlich interessierte Öffentlichkeit, z.B. ins Fachportal erwachsenenbildung.at – Distance Learning – mittendrin in der Pandemie, Vom Ppiktogramm zur inklusiven Raum-Orientierung
Wohin es in Zukunft geht
Renate meint, sie möchte die Zusammenarbeit mit allen Bildungsbeteiligten verstärken, Erfahrungen austauschen, sich fachlich austauschen und die Herausforderungen gemeinsam meistern.
Das Gute bei den #netzwerkerinnen
Bei den #netzwerkerinnen gefällt es ihr deshalb so gut, weil sich hier Frauen in spannenden beruflichen Entwicklungsphasen mit wohlwollenden Kolleginnen aus den unterschiedlichsten Branchen treffen.
Das Glück
Glück ist, meint Renate, wenn im Lernprozess ein Aha-Effekt entsteht – egal, ob sie ihn selbst erlebe oder an jemandem beobachte.
Angebot
- Das offene Angebot der #netzwerkerinnen für alle Interessierte findet sich auf der Kalenderseite. Zum internen Angebot haben nur angemeldete Frauen Zugang.
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