Das Online-Seminar

In der Serie Didaktische Kleinigkeiten, Staffel 1, Episode 3 möchte ich ein Präsenzseminar in den Online-Raum verschicken. Gerade an Fachhochschulen arbeiten wir oft mit kleinen Gruppen und können in der Seminarsituation einzelne und die Kleingruppe gezielt fördern. Doch wie kann das online aussehen? Am Freitag folgt Episode 4 – wenn Sie keine Episode versäumen möchten, abonnieren Sie unseren Blog!

Worum geht es?

Zwanzig Studierende sollen vorab Texte mit unterschiedlichen Perspektiven zu einem Thema der Sozialen Arbeit lesen und sich dann in 4 Einheiten einer bewährten Choreographie gehorchend mit den Inhalten gemeinsam auseinandersetzen. Die Lehrende wirkt in diesem Lernszenario als Coach.

Da seit dem 16. März 2020 online unterrichtet wird, muss auch dieser Unterricht digitalisiert werden.

Wie lösen wir das Dilemma?

Wer von Euch und Ihnen da draußen im Moment viele Online-Meetings oder Videokonferenzen er-lebt/-leidet, kann wahrscheinlich nachvollziehen, dass ein dreistündiges Online-Seminar für die intensive Auseinandersetzung zu einem Thema wenig Sinn macht. Es geht also im ersten Schritt darum, das Seminar in einzelne Blöcke zu zerlegen.

Die Vorbereitung

… kann in einer Lernplattform wie Moodle stattfinden. Die Aufgabenstellung im Forum kann etwa so aussehen:

Name des Forums: Lesestoff für Gruppe 1
Aufgabe: Liebe Studierende, hier sind drei Texte verlinkt, bitte bilden Sie drei Untergruppen A, B und C und lesen Sie jeweils einen Text. Erstellen Sie dazu eine kurze Zusammenfassung von ca. 100 Wörtern und posten Sie diese am Tag vor dem Unterricht im Forum.
Interaktion: Bei Interesse lesen Sie die Zusammenfassungen Ihrer Kolleg*innen.

Das didaktische Design

Online-Lernzsenarien brauchen meiner Erfahrung nach ein explizites Design. Das macht in der Vorbereitung Arbeit, kann danach jedoch immer wieder angewendet werden. Bei der Digitalisierung des Seminars arbeiten wir mit der Methode des Fishbowl, die wir adaptieren.

Fishbowl im Präsenzunterricht

Fishbowl: Einige Studierenden sitzen im Innenkreis, die anderen im Außenkreis. Die drinnen sind aktiv, die draußen hören vorerst zu und werden erst später involviert. Nach einer gewissen Zeit tauschen die Gruppen.

Online-Fischbowl: Der oder die Lehrende führt ein und erklärt die Spielregeln. Wie in Episode 1 zum Online-Unterricht erklärt, öffnen die Studierenden den Chat, die Lehrenden ignorieren ihn.

Jeder Untergruppe stehen um die 40 Minuten zu. Die Lehrenden passen gut auf die Zeit auf – zwischen einer Session und der nächsten gibt es zumindest 15 Minuten Pause. Untergruppe A beginnt. Die anderen beiden Untergruppen B und C tummeln sich im Chat. Jede Untergruppe braucht eine Sprecherin und einen Moderator.

Online-Fischglas

Erstes Drittel der Session von Untergruppe A: Die Sprecherin oder der Sprecher der Gruppe schaltet Audio (ev. auch Video) ein und erläutert die Essenz des gelesenen Textes. Am Ende gibt es Ergänzungen von den anderen Studierenden. Währenddessen diskutieren die Studierenden der Untergruppen B und C mittels Textnachrichten im Chat, die ModeratorInnen sammeln die Themen.

Zweites Drittel der Session von Untergruppe A: Die ModeratorInnen der Untergruppen B und C werden aktiv, sie bringen die Sichtweisen ihrer Teams ein und gehen mit den Studierenden der Untergruppe A in einen Diskurs. Hier können durchaus 8 bis 9 Studierende in die Diskussion vertieft sein. Das kann online gelingen – auch in Präsenzdiskussionen sprechen manchmal mehrere Personen gleichzeitig. Meine Empfehlung wäre, dass die Lehrenden hier immer noch in der Rolle des Zeitwächters oder der Zeitwächterin sind und nicht mitdiskutieren.

Drittes Drittel der Session von Untergruppe A: Nun bringen sich die Lehrenden ein, fügen ihre Sicht hinzu – was wiederum zu Meldungen von Studierenden führen kann.

Pause: An diese Session schließt eine Pause an. Die Lehrenden haben nun Zeit das didaktische Design zu reflektieren und im nächsten Durchgang möglicherweise zu adaptieren.

Meine Checkliste

  • Die Aufgabenstellung inkl. der Literaturliste sind in der Lernplattform vorbereitet.
  • Ich habe den Studierenden die Rollen Moderator*in und Sprecher*in kommuniziert.
  • Die Studierenden haben Moderator*innen und Sprecher*innen festgelegt.
  • Ich habe die Sessions zu den jeweiligen Zeitslots im Videokonferenz-Tool angelegt und den Studierenden den Link zur Verfügung gestellt.

Viel Erfolg bei der Implementierung und Adaption, Jutta Pauschenwein alias jupidu