Ein Online-Präsenz-Workshop

In der Serie Didaktische Kleinigkeiten, Staffel 1, Episode 5 geht es um einen ganztägigen Workshop, der in Zeiten wie diesen online stattfinden soll. Diesen Freitag folgt Episode 6 zu einem Überraschungsthema – wenn Sie keine Episode versäumen möchten, abonnieren Sie unseren Blog!

Worum geht es?

Neben meiner Lehrtätigkeit bin ich auch als Trainerin im Bereich der Hochschuldidaktik / Erwachsenenpädagogik tätig. Meist mischen meine Trainingsangebote online und face-to-face Anteile (Blended Learning), wobei für die Online-Phase üblicherweise mehr Zeit zur Verfügung steht als für die Präsenz-Phase. Doch dass ein kostbarer ganztägiger Workshop einfach in den Online-Raum entfleucht, passiert in dieser Woche zum ersten Mal.

Blended Learning

Über viele Jahre hinweg – und beeinflusst von Gilly Salmon, der Queen der E-Moderation – habe ich gelernt, die inhaltliche Arbeit zu einem großen Teil in den Online-Raum auszulagern. Hier können Lernende flexibel und eigenverantwortlich nachdenken und zusammenarbeiten. Meine Aufgabe als Online-Trainerin ist es, den Online-Raum und die Aufgabenstellungen gut vorzubereiten und oft genug Feedback zu geben.

Mein Verständnis von Blended Learning

Trifft sich die Online-Gruppe dann face-to-face, braucht es Zeit für den Einklang in der Gruppe, für ein bisschen Gruppendynamik. Deshalb ist es mir bei meinen Präsenz-Workshops wichtig, dass es gute Dinge zum Essen gibt und genügend Zeit für Diskussionen. Die synchrone Zeit für irgendeine Art von Expert*innen-Input zu nützen, halte ich für eine Zeitverschwendung!

Ich nütze die f2f Zeit auch gerne zur Planung der nächsten Schritte, müssen sich Gruppen online abstimmen dauert es oft viel länger als in Präsenz.

Wie lösen wir das Dilemma?

Statt uns gemeinsam in dieser Woche zu treffen, sitzen wir also wieder – jede und jeder für sich – zu Hause. An die Online-Phase schließt eine Online-Phase und eine Online-Phase …

Ideen für die Online-Präsenz-Phase gesucht!

Da ich weder mir noch den Teilnehmer*innen einen synchronen, ganztägigen Online-Workshop zumuten möchte, der viele Stunden Videokonferenz beinhalten würde, habe ich folgendes Konzept entwickelt.

Vormittags

Asynchroner Online-Start: Die Lernenden können bereits vorab oder am Workshop-Tag in der Früh Infos zum aktuellen Status ihres Projekts in einem Forum hochladen. Dann gibt es Zeit, das Material zu sichten, untereinander Fragen zu stellen, Kommentare abzugeben. Falls doch jemand Lust auf einen zeitgleichen Austausch hat, gibt es auch ein Chatfenster im Angebot. Ich beobachte, was passiert, schreite jedoch nicht ein.

Die zweite Session am Vormittag findet in einer Videokonferenz statt. Da werden Diskussionsstränge zusammengebracht, wird an einem gemeinsamen Verständnis gearbeitet. Hier fließt Feedback von der Trainerin ein. Ein Teil dieser Session dient auch der Planung des Nachmittags. In einem experimentellen Raum können Online-Werkzeuge ausprobiert, gemeinsame Projekte weitergebracht werden.

Der ganztägige „Online-Präsenz-Workshop“

Nachmittags

Gemeinsam wird online experimentiert. Eine Person bereitet im experimentellen Online-Raum etwas vor, die anderen probieren es aus und vice-versa. Fragen und Reflexion werden in einem Forum gepostet.

Der Tag schließt mit einem weiteren Treffen per Videokonferenz. Wir evaluieren den Workshop-Tag und planen die nächsten Schritte.

Meine Checkliste

  • Die „Agenda“ ist den Teilnehmer*innen kommuniziert.
  • Ich habe die Erwartungen einiger Teilnehmer*innen nicht ganz erfüllt und nicht jedes Detail vorab kommuniziert – bei einem Präsenzworkshop reicht eine einfache Agenda mit Ortsangabe, online haben die Teilnehmer*innen ein größeres Bedürfnis nach Information. Dieses Bedürfnis darf die Trainerin auch enttäuschen.
  • Die Online-Meetingsräume sind im Kalender eingerichtet.
  • Ich bin ausgeschlafen und freue mich auf meine Online-Trainingsgruppe.

Viel Erfolg bei der Implementierung und Adaption, Jutta Pauschenwein alias jupidu