Aus offline wird online

Dies ist die achte Episode von Staffel 2 in der Serie Didaktische Kleinigkeiten. Diesmal widme ich mich der Frage, wie aus offline, also face-to-face-Lernszenarien Online-Lernmöglichkeiten entstehen können. Wenn Sie die letzte Episode von Staffel 2 nicht verpassen möchten, abonnieren Sie unseren Blog!

Worum geht es?

Immer wieder wurde ich in den letzten Monaten gefragt, wie Präsenzlehre und Präsenztraining in das jeweilige Online-Format umgewandelt werden können. Irgendwie ist den Fragenden klar, dass sich mit dieser Umwandlung auch der Charakter des Lernens und der Informationsaufnahme ändert. So wird etwa ein Fachvortrag einer erfahrenen Trainerin, die genau auf ihr Publikum achtet, die Pausen macht, wenn die Zuhörenden es brauchen und die zu Fragen einlädt, online nicht identisch ablaufen. Auch die Online-Abwicklung einer Gruppenaufgabe, bei der im klassischen Setting in einem Seminarraum in Kleingruppen, betreut von einem Lehrenden, gearbeitet wird, wird sich von ihrem Präsenz-Vorbild unterscheiden. Was ist also die Essenz bei der „Digitalisierung“ von Lernprozessen?

Wie lösen wir das Dilemma?

Bei dem Designen eines Online-Lernszenarios unterstützt mich folgendes Mindset:

  • Ich glaube nicht an die Wichtigkeit aller Lehrinhalte eines Trainings, einer Lehrveranstaltung.
  • Ich bin bereit Kontrolle loszulassen und auf die Lernenden zu vertrauen.
  • Ich bin nicht auf der Suche nach dem optimalen technischen Werkzeug, sondern nehme, was vorhanden ist.

Aus meiner jahrelangen Erfahrung mit Online-Lernszenarien und dem Austausch mit Kolleg*innen, die online wunderbar unterrichten, weiß ich, dass bei der Umwandlung von Präsenz- zu Online-Lernsettings ein Teil des Inhalts entsorgt werden muss, dass die Lernenden gerne autonom und selbstgesteuert lernen und dass es die perfekte Online-Technik nicht gibt.

Lerninhalte für Online-Lernen

Vorträge können in Videos oder Podcasts umgewandelt werden oder in einen Text, der gelesen werden kann. Setzen sich Lernende intensiv mit einem Teilgebiet auseinander, indem sie etwa ein Problem aus der Praxis versuchen zu lösen, oder ein Video oder Comic des Kapitels im Skriptum erzeugen, lernen sie tief und intensiv, auch über das von der Trainerin Intendierte hinaus.

Die intensive Auseinandersetzung mit einem Teilgebiet heißt jedoch nicht, dass im Online-Raum nicht eine Fülle an Materialien für individuell Interessierte bereit stehen kann.

Eine weitere Möglichkeit ist die Produktion von user-generated content anzuregen, welcher, wenn die Qualität stimmt und die Lernenden es erlauben, in Zukunft als weiteres Lernmaterial dient.

Autonomie in Online-Lernprozessen

Können Lernende autonom handeln und auf ihren Kompetenzen aufbauen und gibt es sozialen Austausch, steigert das die intrinsische Motivation. Lasse ich als Online-Trainerin die Lerngruppe „frei“, fühle ich mich vielleicht unsicher oder nicht gebraucht. Und manche von den Lernenden fühlen sich vielleicht auch unsicher und nicht „gesehen“. Da hilft es, einzelne Arbeitsschritte zu definieren, an deren Ende online etwas dokumentiert oder abgegeben werden muss. Ein rasches Scannen der Zwischenergebnisse gibt der Trainerin Aufschluss, welchen Gruppen sie die nächste Herausforderung stellen kann und welche Gruppen ein genaueres Feedback brauchen.

Die Technik im E-Learning

1993 habe ich die ersten Webseiten für meine Studierenden gebaut und seither hat sich die Online-Welt sehr weiterentwickelt. Doch mein Bedürfnis ist gleich geblieben:

  • Ich brauche einen Ort im Web, an dem ich Inhalte und Fragen und Links posten kann. Das kann eine Lernplattform sein, eine Social Media Plattform, eine Webseite, wie hier.
  • Ich möchte mit meinen Lernenden rasch und einfach, gerne auch mobil, kommunizieren können. Früher lief das über Mail, jetzt verwenden wir eher Instant Messaging Dienste wie Slack oder die Chat-Funktion in MS Teams.
  • Und ich würde mich gerne mit den Lernenden zeitgleich, also synchron, treffen und möchte sie dabei auch sehen. Das kann eine Videokonferenz-Software leisten.

Welches Tool aber genau zum Einsatz kommt, ist mir relativ egal. Ich kann mich recht gut an die gegebenen Umstände anpassen.

Podcast

Im Podcast erzähle ich meinen aktuellen Stand der Umwandlung unseres E-Learning Tages.

Meine Checkliste

  • Ich sichte Termine und Inhalte. Wie oft findet das Training, die Lehrveranstaltung statt, die ich von Präsenz zu Online umwandeln möchte oder muss?
  • Ich überlege mir, was die Studierenden oder Teilnehmer*innen lernen sollen. Was ist im Zentrum? Was ist wichtig, was ist weniger wichtig? Sollen einzelne Gruppen unterschiedliche, inhaltliche Aspekte bearbeiten?
  • Ich stelle Materialien zusammen, ev. auch ein paar Research-Aufgaben für die Lernenden, um die Vielfalt an Inhalten zu vergrößern. Vielleicht mache ich auch Videos oder Audio-Podcasts.
  • Ich überlege mir eine oder mehrere konkrete Aufgabenstellungen, die optimalerweise mit einem netten Produkt enden.
  • Ich brüte über dem Zeitplan, visualisiere ihn, und gebe den Lernenden damit einen klaren Rahmen.
  • Ich definiere die Lernergebnisse und, wenn nötig, die Bewertungskriterien. Diese fließen ebenfalls in den Rahmen ein.
  • Ich überlege mir, wie ich individuelles Feedback geben werde – zeitversetzt oder synchron, einzeln oder als Gruppenfeedback.

Viel Erfolg bei der Implementierung und Adaption, Jutta Pauschenwein alias jupidu – und: melden Sie sich doch zu unserem E-Learning Tag an! Zur Anmeldung, zum Programm.