In der achten Episode der Staffel 3 in der Serie Didaktische Kleinigkeiten lade ich die Leser:innen ein über ihr eigenes Lernen zu reflektieren. Genau das war auch das Thema des gestrigen Workshops. Menschen lernen. Immer. Auch wir Trainer:innen und Lehrende lernen, doch nehmen wir uns die Zeit darüber nachzudenken?
Einführung
Lehrende und Trainer:innen lernen im Austausch, auf Konferenzen zu ihrem Fachgebiet, in Didaktik-Workshops zur Methodik, mit ihren Studierenden, wenn das Lehrveranstaltungsdesign so angelegt ist. Unterrichtende lernen auch privat, in der Ausübung ihrer Hobbies, in Auseinandersetzung mit anderen. Sie lernen vielleicht auch gerade in einer formalen Ausbildung, sei es ein Master- oder Doktorratsstudium oder ein Sprachkurs oder eine Coaching-Ausbildung.
Die Möglichkeiten zu lernen sind vielfältig.
Beim Workshop, der für #dienetzwerkerinnen geöffnet war, wurden die Teilnehmenden eingeladen, ihre eigenen Lernprozesse zu reflektieren.
Workshop zum eigenen Lernen
Warum gibt es diesen Workshop überhaupt? Wie kam ich auf die Idee den Fokus auf den eigenen Lernprozess zu legen? Aus Not natürlich. Seit zwei Monaten lerne ich Chinesisch, im Rahmen einer „richtigen“ Lehrveranstaltung. Gemeinsam mit 11 Studierenden. Eigentlich sind meine Lernkompetenzen sehr ausgeprägt … dachte ich immer. Ich forsche dazu (angewandte Forschung), biete Workshops zu didaktischen Methoden an, reflektiere mein Lernen auf unterschiedliche Weise (etwa durch Reflection-in-action). Und ich vereine naturwissenschaftliches Denken (da komme ich her) mit geisteswissenschaftlichem Denken (dahin gehe ich seit langem). So richtig hilft mir das beim Chinesisch-Lernen allerdings nicht.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass mir meine Lernstrategien eher im Wege stehen. Andererseits gibt mir die jahrzehntelange Lernerfahrung eine gewisse Resilienz durchzuhalten. Über die vielfältigen Wege im Chinesisch-Lernen zu scheitern, schmunzle ich immer wieder.
Was passierte nun im Workshop?
Vorab konnte in Einstimmung auf den Workshop festgehalten werden, was wir gerade lernen und wie es uns damit geht. Vom Sprachenlernen ausgehend überlegten wir fundamentale Aspekte des Lernens, auch im alltäglichen Leben, im Umgang mit Kindern und alten Menschen.
Lernen findet immer statt.
Wie lernen wir?
Anstatt uns in Lerntheorien zu vertiefen, reflektierten wir unsere Lernstrategien. In der darauffolgenden Diskussion hinterfragten wir Typisierungen, insbesondere unsere starke visuelle Neigung. Wir fragten uns, was uns da so geprägt haben könnte und überlegten, wo Hören bei unserem Lernen eine wichtige Rolle spielt. Etwa bei der Reflexion im Gruppengespräch.
Immer wieder stolperten wir über die Motivation. Wir verwenden Lernstrategien, die uns zum Lernen motivieren, wenn wir einen Kontext herstellen oder kontinuierlich dranbleiben. Pausen, Struktur und die Sicht von der Metaebene aus unterstützen uns beim Lernen.
Doch wie ist das mit dem Üben? Brauchen das heutige junge Menschen gar nicht mehr? Und wie viel lerne ich, wenn ich Gesprächen in einer anderen Sprache zuhöre? Oder mit Musik lernen, ev. sogar mit angeblich besonders geeigneter Musik zum Lernen?
Schließlich wurde doch noch ein bisschen über die Lerntheorien nachgedacht. Insgesamt hat dieser Workshop unseren Blick auf das eigene Lernen erweitert. Der Workshop motiviert uns, in unseren Lehr- und Trainingsaktivitäten noch offener zu werden, weniger Inputs zu liefern und mehr Interaktion zu ermöglichen. Und uns erinnern, dass Lernen auf vielfältige, komplexe Weise erfolgt, auch unter Einfluss von Aspekten, die mit dem jeweiligen Inhalt und Lernkontext nichts zu tun haben.
Weitere Infos
- Das Angebot der #netzwerkerinnen findet sich auf der Kalenderseite.
- Frauen, die am Netzwerk selbst teilnehmen möchten, können sich in diesem Formular anmelden.