Die Wunderkammer-Metapher

Ich lese gerade einen Artikel, den ich schon wegen seines Titels hinreißend finde, der mit dem Wort Wunderkammers beginnt. Anhand der darin vorgeschlagenen Methodik reflektiere ich die ersten acht Monate der #netzwerkerinnen.

Trotz meines naturwissenschaftlichen Hintergrunds faszinieren mich Sprachen, die Art der Wörter, ihre Ähnlichkeiten und ihre Struktur – und in meiner Arbeit übersetze ich oft zwischen Englisch und Deutsch hin und her, manchmal auch zwischen Spanisch und Deutsch. Der Artikel von Charlton et al (2018) hat den Titel Wunderkammers: Powerful Metaphors for Tangible Experiential Knowledge Building (Zitat siehe ganz unten). Die Wunderkammer oder das Kuriositätenkabinett waren Sammlungen unterschiedlichster Gegenstände, also die Vorläufer heutiger Museen. Sie ermöglichten vielfältige Lernprozesse.

Lernen in der Wunderkammer

Im Artikel von Charlton laden die Autor*innen ein die Wunderkammer als Metapher für Lernprozesse zu nehmen, die sich in einer blended world realer und virtueller Artefakte bedienen, wobei die Artefakte meist von den Lernenden selbst erstellt werden. Die Kernprinzipien in diesem Ansatz sind

  • Engagement durch Neugier,
  • Motivation durch Erforschung und
  • Eigentümerschaft durch Zweck und Bedeutung.

Für mich heißt das: (*) ich engagiere mich, weil ich neugierig bin, (*) ich bin motiviert gemeinsam mit den anderen und alleine Inhalte rund um die Aufgabenstellung zu erforschen und (*) ich bin Mitgestalterin des Produkts, welches meinem Zweck dient und für mich Bedeutung hat.

In unserem Frauennetzwerk #dienetzwerkerinnen sind wir neugierig, engagiert, wir erforschen unsere unterschiedlichen Zugänge und kreieren Neues.

Die Wunderkammer-Metapher adaptiert

In Abbildung 2 auf Seite 5 mit dem Titel Mapping the curiosity cabinet metaphor to refinement of disharmony tensions, solution innovation, ecosystem methods, and design thinking principles wird für mich auch die Entwicklung unserer Frauengruppe dargestellt. Ich habe das in der folgenden Grafik visualisiert.

Übersetzung von Figure 2 aus dem Artikel in die Welt der #netzwerkerinnen – @jupidu

Anfangs waren wir unsicher, was wir gemeinsam im Projekt entwickeln können, wer das Sagen hat, wie Entscheidungen getroffen werden …. bis wir anfingen, uns Geschichten zu erzählen. Zuerst über unsere Kompetenzen, doch dann über unser Feld und unsere vielfältigen Tätigkeiten … und in einem iterativen Zyklus entwickelten wir den Online-Workshop zur Käseproduktion, bei dem es uns gelang, gemeinsam ein tragfähiges Konzept zu entwerfen, Interessierte für den Workshop zu finden, den Workshop durchzuführen und zu evaluieren … und anhand dieses Protoyps werden wir im Herbst weitere, derzeit noch unbekannte Ideen entwickeln, sie in Prototypen genießen und gemeinsam neues Wissen kreieren.

Literatur

Charlton, P., Koumpis, A., Kouroupetroglou, C., & Grenon, M. (2018). Wunderkammers: Powerful Metaphors for ‘Tangible’Experiential Knowledge Building. Multimodal Technologies and Interaction2(3), 34.